Den Freiburg-Dienstag gehen wir geruhsam an und lassen die gestrige Partynacht im Jazzhaus noch ein wenig nachwirken.
Der erste Programmpunkt des Tages ist die Bekanntgabe der Ergebnisse im Konzerthaus. Wir platzieren uns, strategisch günstig, wieder im linken Rang und warten auf das, was kommen mag. Die Stimmung ist ausgelassen, La Ola-Wellen schieben sich durch den Saal und es liegt ein Knistern in der Luft wie vor der Zeugnisvergabe. Wohlgemerkt: Die Chöre sorgen höchstselbst für gute Vibes, dabei hätte ein knackiges Rahmenprogramm diesem (O-Ton der Veranstalter) „wichtigsten Moment des Wettbewerbs“ durchaus gutgetan. Tausende SängerInnen in einem Raum, was eröffnet das für Möglichkeiten! Das bloße frontale Verlesen der Wertungen kommt da leider etwas trocken daher- wenn es natürlich auch eine Freude ist, zu beobachten, in welcher Ecke des Saals die nächste Gruppe jubelnd die Arme hochreißt.
Der Montag beginnt mit einer wichtigen Entscheidung: Stelle ich den Wecker etwas früher und habe so die Chance auf frisch aufgeschnittenen und herrlich duftenden Obstsalat vom Frühstücksbuffet -oder drehe ich mich wohlig noch einmal um in dem Bewusstsein, dass das frische Obst dann alle ist und für mich nur eine hochgezuckerte industrielle „Mischung nach Obstart“ übrig bleibt, bei der ich nicht in jedem Fall erkennen und schon gar nicht erschmecken kann, als was die Stückchen ursprünglich mal am Baum gehangen haben? Ach, egal, Hauptsache es gibt noch gekochte Eier – und auch ein Brötchen mit kleinen Butterpäckchen der Marke „Milena“ werde ich hoffentlich noch abstauben können (an dieser Stelle herzliche Grüße nach Katalonien!). weiterlesen »
Was ist denn das?
Günther P. reibt sich erstaunt die Augen. Aber nur mit einer Hand. Die Andere bleibt vorschriftsmäßig am Lenker. Seit gut 13 Jahren steuert er nun Linienbusse durch Freiburg, aber so etwas hat er noch nie gesehen. Und das an einem Sonntag, wo das Fahrgastaufkommen eigentlich lau ist. Da stehen an der Haltestelle Hofackerstraße mindestens 40 Menschen, stilvoll gekleidet in blau-weiß-grau. Eine Großfamilie beim Sonntagsausflug? Einheimische sind es offensichtlich nicht. Denn die wüssten, dass man in Freiburg als Fußgänger besser nicht arglos auf dem Fahrradstreifen stehen bleibt (es sei denn, man hat einen lebensmüden Schub).
Eine der bislang längsten (und wohl auch intensivsten) Reisen in der Cantaloop-Geschichte ist vorbei. Der Mai 2018 führte uns zur Teilnahme am Deutschen Chorwettbewerb ins beschauliche Freiburg. Der Südwesten war Neuland für uns Nordlichter – und wir teilen unsere Erlebnisse nur zu gerne, mundgerecht in kleinen Stückchen, gewissermaßen als badische Nachlese und unseren ganz persönlichen Blick auf das Festival mit rund 5000 SängerInnen.
Rund 50 von ihnen besteigen am sehr frühen 5. Mai noch etwas schlaftrunken den ICE 72 in Richtung Chur. Das klingt ja fast wie Chor, schon mal ein gutes Zeichen. Die ganz Findigen haben sich bereits am Abend vorher in Altona einquartiert, um zumindest noch eine halbe Nacht schlafen zu können. Cantaloop vereint schließlich waschechte Ur-Hanseaten mit SängerInnen aus der Metropolregion bis hinauf nach Kiel, die kilometerlange Anreisen für jede Probe auf sich nehmen (und dafür sei an dieser Stelle einfach mal unser aller Hochachtung ausgesprochen!).
Während draußen das Weserbergland vorbeirauscht, wartet Philip mit kleinen, frisch- und selbstgebackenen Glücksengel-Keksen auf (siehe Foto). Was soll da noch schief gehen? (Danke für diese Wettbewerbs-Chorfahrt-Tradition!) weiterlesen »
Auftrittshemd gebügelt? Check!
Zahnbürste eingepackt? Check!
Ausgeschlafen? Äh…nächste Frage.
Wobei wir in Aussicht auf tolle Tage in Freiburg natürlich gerne eine kurze Nacht in Kauf nehmen, um am frühen Samstag um 05:56 (!) in den ICE Richtung Süden zu steigen. Die Töne sitzen, die Motivation ist am Anschlag und ein paar frische Farben haben wir auch im Gepäck: Lieber Chorwettbewerb, wir kommen!
Die Reise in den Breisgau treten wir natürlich nicht ohne Vorbereitung an: Aufmerksame Zuhörer haben unser Wettbewerbsprogramm in den vergangenen Wochen an verschiedensten Stellen der Hansestadt und darüber hinaus aufblitzen hören (und sehen) können – auch für uns höchst inspirierende Momente:
Wir waren zu Gast in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete und schwangen gemeinsam das Tanzbein zu Wettbewerbsstück Nummer vier.
Wir zogen durch das Hamburger U-Bahn-System und diverse Einkaufspassagen und sorgten für musikalische Untermalung am Samstagnachmittag.
Wir luden Familie und Freunde zu einem kleinen Nachmittagskonzert gemeinsam mit Baast in eine Schulaula in Altona.
Wir waren zu Gast in der Stiftung Alsterdorf zu einem Konzertabend für Bewohner, Betreuer, Nachbarn und Spontanvorbeigucker.
Wir hatten die Ehre, gemeinsam mit weiteren Chören auf dem Preisträgerkonzert der Choralle in Neumünster auftreten zu dürfen.
Wir haben uns durch ausgewählte Gäste bei unserer Generalprobe (siehe Foto) noch einmal den kritisch-konstruktiven Blick von außen genehmigt. Frei nach dem Insider-Motto: SCHLOCK!
Und jetzt haben wir einfach tierisch Lust auf den Deutschen Chorwettbewerb, tolle Ensembles, Konzerte, Begegnungen und Musik von früh bis spät!
Sehen wir uns?
Jeder hat das Recht auf eine zweite Chance. Wir auch. Und daher freuen wir uns auf Donnerstag, 04. Januar. Ab 22 Uhr hören wir uns im Radio auf Deutschlandfunk Kultur (in Hamburg auf UKW 89,1, weitere Frequenzen hier und natürlich online per Livestream). Als Ersatztermin für die entfallene Sendung Chormusik im November nun also frisch zum neuen Jahr 30 Minuten Cantaloops Kaleidoscope Songs hautnah. Und Christoph plaudert aus dem Chor-Nähkästchen. Das sollte man sich anhören – und kann bei Bedarf auch aufnehmen. Hier steht, wie es geht.
Vor der Chormusik läuft am Donnerstag übrigens eine Konzert-Aufzeichnung. Überlänge so gut wie ausgeschlossen.