Ach Leude, was ein Konzert!
Es wäre etwas vermessen, schon jetzt von einer Tradition zu sprechen. Wenn man aber einen Ort aufgetan hat, an dem sich die Vorbereitung für den Auftritt genau so unkompliziert gestaltet wie sich das Konzert später gut anfühlt, dann kommt man gerne wieder.
Und so sind wir, fast genau nach einem Jahr, mit Freude erneut zu Gast in der >>Friedenskirche auf St. Pauli. Ein Ruhepol mitten im quirligen Kiez, die Reeperbahn und das Remmidemmi auf dem Dom in Sicht- und Hörweite. In Hörnähe: Cantaloop und die Damen von SISTAHH, angetreten in der Mission, den grauen Novembersonntag musikalisch aufzupeppen und gleichzeitig Raum für Besinnlichkeit zu schaffen – die Adventszeit ist schließlich nicht mehr weit.
Und wo Adventszeit ist, da sind auch Lebkuchen, Spekulatius, Glühwein und Orangenkuchen. Ein Konzert mit Rundumerlebnis sozusagen (Danke allen fleißigen SpontanbäckerInnen!)
Das Haus ausverkauft und SISTAHH schon beim Einsingen äußerst gut in Form – die Rahmenbedingungen stimmen. Und die Schwestern wissen auch im eigentlichen Konzert, das Publikum ganz charmant für sich zu gewinnen. Der Wechsel zwischen A-Cappella-Stücken und solchen mit Klavier- und Percussionbegleitung sorgt für anregende Abwechslung, das Niveau ist hoch und zeigt, dass dieser frisch aufgeblühte Chor nicht nur der hanseatischen Chorszene gerade noch gefehlt hat!
Cantaloop lässt sich nicht lumpen und beginnt das Programm zur zweiten Hälfte mit dem Weihnachtsklassiker „Sind die Lichter angezündet“ nebst „echten Kerzen“ (wer es noch einmal hören und sehen möchte >>bitte schön). Aber wir können auch weltlich und schicken eine Premiere in den Kirchenraum. Gibt es Leben auf dem Mars? Wir wissen es nicht, aber David Bowies Meisterwerk „Life on Mars?“, neu verpackt von Patrick Ehrich, macht offensichtlich nicht nur uns Spaß und fügt dem Cantaloop-Repertoire ein kleines Juwel hinzu. Als das Stück „Run boy run“ angekündigt wird, führt dies bei aufmerksam lauschendem ChorsängerInnen-Nachwuchs zu spontanen Begeisterungsbekundungen und hochgeworfenen Armen – offensichtlich gibt es schon bei der zweiten Aufführung des Werks in der Öffentlichkeit einen gewissen Wiedererkennungseffekt. Vielleicht ist es auch einfach nur der schöne Beweis, dass Papa sich in den heimischen vier Wänden ordentlich auf das Konzert vorbereitet hat und die Familie hat teilhaben lassen?
Das Sahnehäubchen des Nachmittags heben wir uns fast bis zum Schluss auf. Premiere ist gut, Welturaufführung ist besser! Gut, dass wir David haben, der uns mit „Christmas, Christmas“ eine fantastische Eigenkreation kredenzt (das Arrangement ist eine Co-Produktion von David und Christoph), die man in Chorstärke noch nicht gehört hat. Sie klingt noch nach im Kiez, als die Kirche schon längst wieder dunkel ist.
Ach Leude, war das schön!